Autor: Julian Worobjew
In seiner ersten Präsentation von digitalem Archivgut zeigt das Mainzer Webarchiv der Hochschule Mainz eine Auswahl von Websites aus Mainz und Umgebung. Die Präsentation soll einen repräsentativen Überblick über die Webkultur der Region zwischen den Jahren 2000 und 2025 geben. Sie wurden von den Studierenden des Seminars „Webarchivierung und Webpräsentationen“ im Sommersemester 2024 recherchiert, geschrieben, gestaltet und im Internet veröffentlicht.
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Die Ausstellung zeigt, dass Mainz nicht nur die Stadt von Gutenberg, Fastnacht, Dom, Marktfrühstück, ZDF und Biontech, von Weck, Worscht und Woi ist, sondern dass hier auch Websites und Social-Media-Angebot entstanden sind, die repräsentativ für die Webkultur in Deutschland sind. Die Websites, die in dieser Online-Präsentation zu sehen sind, stehen stellvertretend für die Webangebote von Einzelpersonen, Unternehmen, Institutionen und Organisationen, die in Deutschland seit der Jahrtausendwende entstanden sind.
An den ausgewählten Beispielen für Websites und Social-Media-Angebote aus der Gutenberg-Stadt kann man die Entwicklung von Webgestaltung und inhaltlichen Konzepten aus den verschiedenen Phasen des World Wide Web nachvollziehen, von der schlichten, frühen Gestaltung der ersten Jahre des World Wide Web über die Phase von Blogs und Web 2.0 ab Mitte der Nuller Jahren bis hin zu den Sozialen Medien und den Apps der Gegenwart.
Das frühe „statische Internet“ ist durch die Website Allekinos.com (seit 2003) vertreten, der umfangreichen Sammlung von Informationen zu historischen Kinos in Deutschland, die von einem Privatmann betrieben wird und das in Gestaltung und Methode ein besonders beeindruckendes
Dokument für frühes HTML und Inline CSS ist. Auch die Website des Mainzer Comicladens Zapp Comics und Games ist ein Beispiel für den Look von Websites aus der Frühzeit des Web. An der Website des Mainz IT-Unternehmens Netmin kann man beobachten, wie die Gestaltung aus dieser Periode im Lauf der Jahre neueren Gestaltungsansätzen weicht.
Die Periode des Web 2.0, bei dem neue Online-Werkzeuge es auch weniger technisch bewanderten Menschen erlaubte, eigene Webangebot zu erstellen und bei der die Interaktion und der Input der Nutzern wichtiger wurde, ist in der Ausstellung besonders umfangreich vertreten: Die Blogs der Fotografen John Burland („Mainz Daily Photo„, seit 2007) und Stefan Haas („Blitzlichtkabinett„, seit 2010) sind typische Beispiele für die Form der Internet-Publizistik, die ab Mitte der Nuller Jahre plötzlich jedem mit einem Computer und Internetanschluss erlaubte, ein eigenes, professionell aussehendes Blog zu erstellen.
Websites mit thematischem Schwerpunkt wie dosenkunst.de von Jörg Rudolph über Graffiti im Rhein-Main-Raum zeigen, dass Blogs auch Nischenphänomene dokumentieren können, die in klassischen Medien wie Buch oder Zeitschrift möglicherweise keine Thema wären. Die Website der „Wortpiratin“ Mara Pfeiffer ist ein Beispiel dafür, wie ein privates Blog zum Ausgangspunkt einer erfolgreichen Karriere als Journalistin, Publizistin und Buchautorin werden kann. Und mit dem Lokal-Medium Merkurist ist ein Web-Angebot in der Ausstellung, dass typisch ist für die Versuche der 10er Jahre ist, die Leser in die Produktion von Webinhalten einzubeziehen: Die Leser können Themenvorschläge einreichen und bewerten, die dann von der Redaktion bearbeitet werden.
Nicht alle Ansätze, die von den Studierenden recherchiert wurden, waren erfolgreich: Das Webangebot mein-mitbringsel.de, das Geschenkideen vorstellte, wurde 2009 gegründet und 2018 eingestellt, weil der Redaktion die Themen ausging. Aus der unmittelbaren Gegenwart ist der öffentlich-rechtliche Instagram-Account „WirSindMainz“ vertreten, der Lokalnachrichten aus der Stadt für eine junge Zielgruppe anbietet. Wir hoffen, dass die Auswahl dieser Mainzer Websites nicht nur ein Stück Stadtgeschichte, sondern auch einen beispielhaften Überblick über die Geschichte von Webgestaltung und Web-Content bietet.
Wir bedanken uns bei allen unseren Gesprächspartnern für Ihre Bereitschaft, uns mit Informationen zu Ihren Websites weiterzuhelfen.
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Netmin.de
Die Webseite netmin.de existiert seit 2001 und hat sich kontinuierlich verändert, was auch die Geschichte des Unternehmens widerspiegelt und einen interessanten Einblick in dessen Entwicklung bietet.