
Hintergrund und Beweggründe
Frauenspuren in der Westpfalz wurde als Kollaboration zwischen den Landkreisen Kusel, Kaiserslautern und dem Donnersbergkreis entwickelt. Ins Leben gerufen wurde die Idee ursprünglich von den Gleichstellungsbeauftragten der jeweiligen Landkreise, Ute Grüner (Donnersbergkreis), Elvira Schlosser (Kaiserslautern) und Bettina Hafner (Kusel) im Jahre 2012. Dies geschah, nachdem ihnen aufgefallen war, wie wenig Repräsentation und Aufzeichnungen es doch von Frauen und ihren Bemühungen, zum Beispiel in Dorfchroniken, gibt. Zumal sie auch bereits durch ihre Kampagne “FrauenStärken”, die sich ebenfalls für die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern einsetzt, schon in regelmäßigem Austausch miteinander waren.
Das Problem: Frauen wurden und werden trotz ihrer Leistungen in der Geschichte außenvorgelassen und vergessen (besonders in ländlichen Regionen), sei es wegen der früheren Verteilung der Geschlechterrollen, einem gewissen Muss für Frauen im Stillen zu wirken, aus Angst entdeckt und bestraft zu werden, schlicht fehlenden Rechte, einem Gefühl der Selbstverständlichkeit gegenüber des Engagements von Frauen der Öffentlichkeit, oder einer örtlichen/lokalen Einschränkung. Frau Uschi Sooß, die derzeitige Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Kusel, erklärte mir in unserem Interview jedoch auch, dass selbst wenn die Frau mehr als Familienoberhaupt galt, wie zum Beispiel im Musikantenland, und deshalb bei für gewöhnlich langer Abwesenheit der Wandermusikanten neben Familie auch meist noch ein Hofgut betreiben mussten, sie ebenso wenig Anerkennung erhielten.

Das Ziel: Da viele Frauen Wichtiges für die Nachwelt getan haben, obwohl alle Chancen und Schicksale gegen sie zu stehen schienen, war es nur richtig, sie “auf die Karte” zu bringen, sie der Öffentlichkeit vor Augen zu führen und ihnen den Respekt zu geben, den sie verdienten. Zumal wollte man sicherstellen, dass die Porträts all diejenigen würdigen sollten, die nicht das Glück hatten aus der Vergessenheit geholt zu werden. All dies sollte dazu führen, die immer noch unverhältnismäßig hohe Anzahl an Männerporträts gegenüber Frauenporträts auszugleichen und Vorbilder für viele Frauen und Mädchen zu schaffen. Sie sollten jene Erkenntnis in Frauen wecken, dass sie, genauso wie jene Frauen vor ihnen, in schwierigen Zeiten ihren Weg selbstbewusst beschreiten sollen, so Frau Sooß.

Konzeption (Vorgehen, Partner, Funding, etc.)
Frauenspuren in der Westpfalz wurde finanziell von der Europäischen Union als LEADER-Projekt unterstützt.
Eine Meinung die von allen Gleichstellungsbeauftragten geteilt wird ist, dass man Frauenförderung nur durch eine angemessene Darstellung der Persönlichkeiten erreichen kann, weshalb nicht nur eine Wanderausstellung, sondern auch ein Webauftritt und eine Broschüre gestaltet wurden.
Als Fundament wurden 30 Kandidatinnen ausgewählt, 10 aus jedem Landkreis, die sich sowohl beruflich, sozial, kulturell, kirchlich und politisch, als auch lokal als Vertrauensperson in ihren Wohnorten engagiert haben. Wie zum Beispiel Carola Dauber aus Trippstedt, die von den 40ern bis 60ern politisch beim Wiederaufbau Deutschlands mitwirkte und sich als eine der ersten Frauen im Kreistag des Landkreises Kaiserslautern stets für sozial Beeinträchtigte einsetzte.

Die Porträts wurden von Autorinnen und Autoren, meist HistorikerInnen aus der Westpfalz, verfasst, die ihre Informationen von Familienmitgliedern und Angehörigen der Frauen erhalten haben. Noch dazu stellten sie, wenn möglich, noch Bilder und anderes Material für die Ausstellungen bereit.
Im Jahre 2014 wurde die Website dann am Internationalen Frauentag online gestellt, zusammen mit den Ersteröffnungen der Ausstellungen und der ersten Broschüre.

Website Interface
Die Website wurde vom Atelier Scheib in Kaiserslautern designed und konzipiert.
Die Startseite zeigt eine große interaktive Karte der drei Landkreise, die an verschiedenen Stellen mit Punkten versehen ist. Drückt man auf einen der Punkte wird ein Kurzprofil der vorgestellten Frau mit Namen, Bild, kleiner Überschrift und dem Landkreis gezeigt. Von dort aus besteht dann auch die Möglichkeit das gesamte Porträt aufzurufen.

Davon abgesehen besitzt die Website ein durchgehendes, schlichtes Design und Interface, gehalten in unterschiedlichen Grüntönen. Am oberen Rand der Website erstreckt sich ein Mosaik aus Bildern der 30 ursprünglich vorgestellten Frauen.
Etwas über den Bildern gibt es eine Auswahl der verschiedenen Kategorien: Aktuelles, Das Projekt, Donnersbergkreis, Landkreis Kaiserslautern, Landkreis Kusel, Presse und Ausleihe.
Klickt man auf jeweils einen der Landkreise kommt man zu drei weiteren interaktiven Karten der einzelnen Kreise und sieht die Porträts der Frauen an der Seite als Liste.

Das “Ausleihe”-Tab zählt Kontakte und Möglichkeiten auf, wie man die Ausstellung buchen kann (bspw. für Schulen, Museen etc.)
Alt gegen Neu
Ausstellungen und Rezeption
Ursprünglich umfasste die Gesamtausstellung 30 Roll-Up-Banner der Frauenporträts. Mittlerweile beträgt die physische Ausstellung 52 Roll-Up-Banner! Diese 22 neuen Frauenporträts wurden gemeinsam in 2017 der Ausstellung hinzugefügt.
Die Ausstellung wurde bis einschließlich Oktober 2024 noch mit großem öffentlichen Interesse gezeigt, wie mir Frau Sooß bestätigte.
Die Meinungen zum Projekt waren von Politikern, engagierten Frauen und den Familien positiv. Viele sahen das Projekt als wichtige Dokumentation für die Nachwelt an.
„Männer sollten einmal im helfenden Bereich so aktiv wie Frauen werden”…
, merkte der derzeitige Landrat des Donnersbergkreises, Winfried Werner, bei der Eröffnung an.
Auch der CDU-Landrat des Landkreises Kaiserslautern, Paul Junker, lobte die drei Gleichstellungsbeauftragten für ihre unermüdliche Arbeit am Projekt:
„ … [Sie] sind auf die Suche gegangen nach außergewöhnlichen Frauen, die mit ihrem Lebenswerk außergewöhnliche Spuren hinterlassen haben.”
Leider wurde unter allen Besuchern der Ausstellungen Zeitungsangaben zufolge nur in der Minderheit Männer gezählt, was ein klares Zeichen zum Interesse dieser setzt.
Dennoch, auf die Frage, ob die Website ihr Ziel erfüllt habe, gab mir Frau Sooß ein eindeutiges “Ja!”, da sie bis heute immer noch Anfragen wegen des Projektes bekäme.
Darüber hinaus berichtete sie mir, dass man Verbesserungen in den Bereichen Geschichtsschreibung, Forschung, Schulbildung und bei Datenbanken wie Wikipedia in Sachen Sichtbarkeit von Frauen sehen könne, was meiner Meinung nach bestimmt auch auf die Ausstellung zurückgeführt werden kann. Dies hieße aber nicht, dass die Arbeit schon getan sei, so Frau Sooß. Besonders angesichts der momentanen Rückentwicklung des Feminismus in Ländern wie den USA.
Was zeichnet die Website aus?
Meiner Meinung nach ist die Message hinter der Website und Ausstellung der Hauptgrund, sie für die Nachwelt zu archivieren. Ein weiterer Punkt ist die multimediale Weise, die Frau Grüner, Frau Hafner und Frau Schlosser für das Projekt gewählt haben. Dadurch, dass die Ausstellung zusätzlich einen Webauftritt besitzt, können Interessierte außerhalb der drei Landkreise ganz einfach mehr über diese beeindruckenden, engagierten Frauen erfahren, ohne die unsere Gesellschaft bestimmt nicht dieselbe wäre. Noch dazu kommen die Hingabe und die Liebe zum Detail, mit denen jedes Porträt verfasst wurde, was dabei hilft, sich mit den Frauen zu identifizieren und in ihre Geschichten hineinzuversetzen. Ein letzter Punkt wäre die große Bandbreite der verschiedenen Berufe und Tätigkeitsfelder, aus denen Kandidatinnen ausgesucht wurden. Ich heiße es sehr willkommen, dass sich auf so viele verschiedene mögliche Aspekte des Engagements von Frauen fokussiert wurde.
Im Großen und Ganzen ist “Frauenspuren in der Westpfalz” eine historisch wichtige Website, die auf jeden Fall erhalten werden sollte, damit Frauen wie Carola Dauber nicht wieder in Vergessenheit geraten und sich die Sichtbarkeit jeder Frau auch in der Zukunft weiterhin verbessern kann (besonders, weil die Ausstellung noch nicht abgeschlossen ist).
Metadaten
Titel
https://frauenspuren-westpfalz.de, Frauenspuren in der Westpfalz
Autor
Ute Grüner, Barbara Schlosser, Bettina Hafner/ Atelier Scheib
Jahr
2014-heute
Technische Voraussetzungen
Standardbrowser, HTML
Erscheinungsort
Westpfalz (Kusel, Kaiserslautern, Donnersbergkreis)
Live-Version
Archivierte-Version
Quellen
-Interview mit der derzeitigen Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Kusel Frau Uschi Sooß