Der Naturraum Stux ist eine 142m hohe Kalkfelsformation bei Unkel-Heister im Rhein-Westerwald südlich von Bonn. Das besondere Klima sorgt für eine wahrhaftige Artenoase, die in Deutschland einzigartig ist. Von wärmeliebenden Nachfaltern, über seltene Schmetterlinge bis hin zu außergewöhnlichen Spinnen, Insekten und Pflanzen ist hier alles zu finden. Am Fuße des Stux-Berges wohnt Michael Stemmer, der Betreiber der Internet-Seite https://www.naturraum-stux.de.


Auf der Internetseite ist die besondere Artenvielfalt am Stux aus Stemmers Jahrzehnte langer Suche und Recherche nach jeglichen Tieren, Pflanzen und Insekten zusammengefasst. Doch die Vielfalt der Seite kam nicht in kürzester Zeit zustande, sondern hat sich über mehrere Jahrzehnte immer weiterentwickelt und würde ohne einen bestimmten Hund heute nicht existieren.
Michael Stemmer, gebürtig in Brühl in der Nähe von Köln, war schon von klein auf sehr naturinteressiert. Besonders Schmetterlinge begeisterten ihn. Aber der Dienst bei der Bundeswehr, das Politikstudium und der Alltag kamen dieser Leidenschaft erstmal in die Quere. Der einzige Bezugspunkt, der blieb, war ein Wochenendhaus von Stemmers Eltern an einem Berg südlich von Bonn: dem Stux. Ein Haus, in dem Stemmer bereits in jungen Jahren seine Liebe zur Natur entdeckt hatte. Doch Jahrzehnte später war das Haus heruntergekommen und vergessen. Erst ein Einbruch ins Haus brachte den Ort wieder in Michaels Umfeld. Stemmer beschloss, dass Haus wieder in Schuss zu bringen und zog Kurzerhand um.
Auch früher hatte Stemmer besondere Tier- und Pflanzenentdeckungen fotografisch festgehalten. Durch den Umzug war er wieder in der Natur zuhause. Wie jeden Tag war er mit seinem Hund Leila (s. Abb. 3), einem bayrischen Gebirgsschweißhund, an den anspruchsvollen Felsen des Stux unterwegs, als er von einem lokalen Biowinzer angesprochen wurde: Dieser erkannte ihn aus einem Buch über Fossiliensammlungen. Stemmer war nicht bekannt, dass seine Arbeiten in einem Buch vertreten waren, doch das Buch existierte tatsächlich. Schon lange überlegte Stemmer, wie er durch seine leidenschaftlichen Arbeiten über die Natur anderen einen Mehrwert liefern könnte. Bei einem Spaziergang mit Hündin Leila, welche immer viel Auslauf am Stux brauchte, kam ihm dann die Idee: Eine Internetseite.
Im Jahr 2004 hatte Stemmer den Einfall und wollte das Projekt sofort umsetzen. Ihm fehlte allerdings das nötige Know-How zur Erstellung und Programmierung einer Internetseite. Nach Recherche und einigen Investitionen startete er und hostete die erste Version der Seite über Lycos. Die Anfangsseiten bestand nur aus ein paar Fossilienfotos, dann kamen Fotos von Hündin Leila und erste Schmetterlinge dazu. Die Seite wuchs rapide, doch Stemmer sah das Problem: der rote Faden und eine Art konzeptioneller Rahmen fehlte noch. Als dann auch die Baukastenseite ihre Dienste einstellte, wechselte er zur Hostingplattform Strato, wo er die Seite neu aufbaute, verschiedene Reiter und Kategorien hinzufügte und so die Benutzerfreundlichkeit und Übersicht immer weiter erhöhte. Doch 2009 stellte auch Strato ihre Dienste ein, was zu einem Wendepunkt führte. Stemmer wollte bei seiner Webseite nicht länger auf Baukästen angewiesen sein. Kurzerhand brachte sich selbst HTML und CSS bei, um seine Webseite eigenhändig aufzubauen. Verschiedene Anleitungen dazu fand er im Internet und setzte diese mit seinem eigenen Wissen zusammen.
Die Seite wurde ausführlicher und das Konzept immer konkreter: Für wen ist die Seite, welchen Tonfall will ich treffen, welchen Mehrwert bietet die Seite? Stemmer wollte anderen Interessierten eine Plattform bereitstellen, welche motivierte, bei Bestimmungen von Funden oder ähnlichem half und auch den Austausch und Diskurs vorantrieb. Dazu fügte er auch internetspezifische Funktionen hinzu, die typisch für eine etwas frühere Zeit von Webseiten war, wie die Möglichkeit, sich in ein Gästebuch einzutragen oder einen Besuchercounter, für den er seit Anfang der Seite monatliche Gebühren an einen externen Betreiber zahlt.

Es ist ihm bis heute wichtig, fachgerechtes Wissen zu vermitteln, aber immer einen persönlichen Bezug miteinzubringen. Auch eine humorvolle Note solle bei den Inhalten mitschwingen.
Der Entwicklung der Webseite lässt sich gut beim Anschauen verschiedenster älterer Versionen beobachten. Im Hinblick auf das Design war die Webseite im Jahr 2009 noch sehr unansprechend: Langweilige Farben und Texte, die mal zentriert, mal verschoben oder manchmal auch gar nicht vollständig zu sehen waren, erschwerten für Besucher vorerst das Betrachten der Webseite.


Über die Jahre wurden die Farben der Webseite überarbeitet, das Konzept wurde gestärkt, die Texte wurden verbessert und es entwickelte sich immer mehr der Charakter der Webseite heraus. Trotzdem teilte mir Michael im Gespräch mit, dass sich gewisse Textpassagen seit Tag Eins der Webseite heute noch wiederfinden ließen.
Die Webseite wurde auch um technische Funktionalitäten wie Cookies erweitert und professionalisiert, trotzdem ist die Eigenkreation und der persönliche Bezug der Seite direkt erkennbar.
Stemmer erlangte mit der Seite Anerkennung, vor allem in der inhaltlichen Nische. Er wurde in mehrere Fernsehshows eingeladen, beteiligte sich an Büchern, wird oft auf seine Seite angesprochen und gab sogar Fernsehinterviews. Im Gespräch mit mir betonte er allerdings stark, dass er nie kommerzielle Ziele jeglicher Art mit der Seite verfolgt hätte. Ein bisschen Geld verdiente er lediglich mit dem Verkauf einzelner Bilder.

Viel wichtiger war ihm der Mehrwert der Seite und besonders dieser entwickelte sich über die Zeit deutlich weiter. Heute gibt er seine essenziellen Daten unter anderem an die rhein-westfälische Arbeitsgemeinschaft der Lepidopterologen, also SchmetterlingsforscherInnen, weiter. Die gesammelten Daten von Stemmer werden an Landesbehörden in Koblenz weitervermittelt, wo sie zur Ausarbeitung jeglicher Bauprojekte ausgewertet werden, um bestimmte bedrohte Tierarten zu sichern.
Stemmer erreicht mit seiner Forschung so langsam eine Grenze im Bereich des Stux. Er von den etwa 1100 verschiedenen Schmetterlingsarten in Deutschland über 550 im Naturraum Stux nachweisen. Viel mehr sei nicht mehr zu finden, teilte er im Gespräch mit.
Trotzdem gibt es weitere Pläne für sein Projekt und seine Webseite. Der normalen Aufgabe des Sammelns und Dokumentierens wird natürlich weiter nachgegangen. Stemmer hat außerdem vor, die Webseite technisch nochmal auf einen neueren Stand zu bringen und sie vor allem für die Ansicht auf mobilen Geräten zu optimieren, denn die Ansicht auf dem Smartphone ist bislang eher schwierig. Um die Webseite für andere Zielgruppen attraktiv und vor allem erstmal erreichbar zu machen, ist auch die Einrichtung von Social-Media-Kanälen in Planung.
Stemmer selber hat keine eigenen Archivierungen der Webseite aus früheren Zeiten angefertigt, allerdings hat er alle Bilder seit Anfang an separat abgespeichert. Er findet die Archivierung seiner Seite allerdings ebenfalls interessant und sinnvoll. Bereits über die letzten Jahre lässt sich durch Stemmers Seite erkennen, wie sich die Natur am Stux verändert hat, wie bestimmte Arten auf den Klimawandel reagieren und welche Populationen weiter aussterben oder wieder zurückkommen. Durch die Archivierung der Seite lassen sich diese Eigenschaften auch in vielen Jahren noch vergleichen.
Metadaten
Titel
Naturraum Stux
Autor
Michael Stemmer
Jahr
2004 bis heute
Technischen Voraussetzungen
Standardbrowser
Erscheinungsort
Unkel, Rheinlandpfalz
Live-Version
Archivierte-Version
Quellen
Interview mit Michael Stemmer am 16.06.25, www.edoweb-rlp.de, archive.org, www.naturraum-stux.de, www.nr-kurier.de