Mundartinitiative im Kreis Cochem-Zell

Mir schwätze Platt – Umgangssprache am Leben halten

Als aus der im Jahr 2007 gegründeten Mundart-Initiative im Kreis Cochem-Zell ein Verein wurde, war dem Vereinsvorsitzenden Gerhard Schommers klar: Es muss unverzüglich auch eine Website geben. Das Projekt soll Aufmerksamkeit bekommen und wachsen können. Ein Kommunikationsmedium, sowohl für die eigenen Mitglieder, und noch wichtiger, eine Plattform, um die Außenwelt auf das Projekt aufmerksam zu machen.

Getreu dem Motto „Mir schwätze Platt“ lag die Motivation von Anfang an darin, sich für die moselfränkische Mundart einzusetzen und das drohende Verschwinden des Verständnisses für diese Sprache aufzuhalten. Neben den lokalen Veranstaltungen und Textveröffentlichungen sorgt daher auch die Website unter mir-schwaetze-platt.de für mehr Sichtbarkeit.

Die Begriffe „Plattdeutsch“ oder „Platt“ sind vor allem aus Norddeutschland bekannt. Ebenso wird die moselfränkische Mundart, die im Moselraum, der südlichen Eifel und im nördlichen Hunsrück gesprochen wird, als Platt bezeichnet. Dabei hat der moselfränkische Dialekt mit der niederdeutschen Sprache, dem Plattdeutschen aus dem Norden, nur wenige Gemeinsamkeiten. Der Begriff bezieht sich auf die übergreifende Bedeutung einer Umgangs- bzw. früher als „Bauernsprache“ bezeichneten Redeform.

Verbreitung des moselfränkischen Dialektes 
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Moselfrankisch.png, 17.06.2025

Technologische Basis: Einfach, verlässlich und stetig gewachsen

Die Website des Vereins wurde bereits im Jahr 2008 von einem externen Experten mit dem klaren Ziel entwickelt, eine langfristig funktionierende und für Vereinszwecke optimierte Plattform zu schaffen. Anstatt auf kurzfristige Trends zu setzen, wurde ein Content-Management-System (CMS) eingerichtet, das auch ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse gepflegt und weiterentwickelt werden kann. Änderungen an Inhalten und Struktur werden bis heute vom Webmaster des Vereins, Walter Becker, umgesetzt. Er verfügt durch seine breit gefächerten IT-Kenntnisse, die er sich durch Projekte wie dieses hauptsächlich selbst angeeignet hat, über das nötige Know-how, um diese Aufgabe zu übernehmen.

Mitglieder des Vereins bei der jährlichen Mundart Wanderung 2018,
Quelle: http://www.mir-schwaetze-platt.de/peterswalder-bildche-2018.html, 01.07.2025

Was die Seite besonders macht, ist ihr klar strukturierter, intuitiver Aufbau: Besucher/-innen finden sich schnell und ohne wahlloses Herumklicken zurecht. Über zahlreiche Verlinkungen – unter anderem zu Wörterbüchern und weiterführenden Informationen – wird ein echter Mehrwert geboten. Die Seite dient nicht nur als Archiv vergangener Vereinsaktivitäten, sondern auch als lebendige Plattform für Sprachinteressierte aus der Region und darüber hinaus.

Gerhard Schommers, der Vereinsvorsitzende, der die technische Weiterentwicklung der Seite maßgeblich begleitet hat, legt dabei großen Wert auf Offenheit für Veränderungen. Im Laufe der Jahre wurde die Website immer wieder erweitert: neue Kategorien, zusätzliche Funktionen und eine verbesserte Nutzerführung – all das, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und die digitale Präsenz des Vereins zukunftsfähig zu halten.

So lässt sich zu keiner Zeit eine vollständige Veränderung erkennen, es sind Kleinigkeiten, die mitwachsen. Grundlegend ist zu erkennen, dass das Design schon immer dem Motto „weniger ist mehr“ folgt. Klare Linien und Formen sorgen für eine ruhige, ausgeglichene Ansicht. Während man sich 2016 bei der Startseite noch für eine Dreiteilung und einen nicht vollflächig ausfüllenden Header entschied, ist 2020 zwar immer noch der Header in dieser Form zu sehen, allerdings dient nun ein Bild im Hintergrund als umfassendes und farbgebendes Element. Darauf sind die Mosel und die Landschaft, in der der Dialekt gesprochen wird, zu erkennen, sodass ein Bezug zur Sprache aufgebaut werden kann. Die Startseite wurde zu einer Zweiteilung mit einer linken Content-Spalte und einer vertikalen Hauptnavigation auf der rechten Seite. 

Startseite Mai 2016, Quelle: web.archive.org
Startseite Oktober 2020, Quelle: web.archive.org

Die Seite zählt heute zu den wenigen fundierten Anlaufstellen im Internet, wenn es um regionale Dialekte und Sprachkultur geht. Entsprechend hoch ist die Sichtbarkeit: Wer nach diesen Themen sucht, stößt schnell auf das Angebot – und oft folgt darauf eine lobende Rückmeldung per E-Mail. Dies bemerkt man auch im Vereinsauftreten, regelmäßige Auftritte in regionalen und übergreifenden Medien wie dem SWR. Es herrscht ein großes Engagement, um das Thema weiterzutragen und zu platzieren.

Nachbericht zur Fernsehausstrahlung im September 2016. Weitere, auch regionale Berichte findet man unter der Rubrik Medien | Presse auf der Website. Quelle: mir-schwaetze-platt.de, 20.06.2025

Mithilfe regelmäßiger Newsletter werden die Vereinsmitglieder über neue Inhalte der Webseite und Nachberichte zu Veranstaltungen informiert. So bleibt die Seite lebendig, aktuell – und fest verankert.

Aufbau und Konzept: Die Sprache zeigen, Mundart erlebbar machen

Die Gestaltung der Seite wurde über die Jahre stetig erweitert, angepasst und weiterentwickelt – oft nach dem pragmatischen Prinzip von Gerhard Schommers, man probiert vieles aus, und was funktioniert, wird beibehalten und weitergeführt.

Neben einer Chronik des Vereins und einer umfassenden Übersicht aller Veranstaltungen bietet die Seite zahlreiche inhaltliche Rubriken, von der Vorstellung einzelner Werke der Mundartliteratur über persönliche Empfehlungen bis hin zu ausführlichen Inhaltsbeschreibungen. Der regelmäßig erscheinende Newsletter informiert über Neues und leitet die Leser/-innen gezielt zu aktuellen Inhalten auf der Seite weiter.

Ein besonderer Bereich ist die Rubrik „Wie nennt man die…?“, hier findet sich eine Sammlung von Spitznamen der Orte im Landkreis oder Bezeichnungen verschiedener Personengruppen. Denn wer weiß schon, dass die Menschen aus Leienkaul, die Käiler genannt werden? Einzig, weil die „Männer überwiegend Arbeit „in der Kaul“, den Schiefergruben“ (vgl. Wie nennt man die…?, mir-schwaetze.platt.de, 20.06.2025) fanden. So erfährt man einiges: Die Begriffe werden jeweils in kurzen Texten erläutert – eine Mischung aus humorvoller Einordnung und regional historischer Erklärung.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden die klassischen Wörterbücher – zusammengetragen aus verschiedenen Ortschaften. Sie ermöglichen es, tief in die Welt des Dialektes einzutauchen: Man kann nachlesen, lernen oder längst Vergessenes wiederfinden. Denn das Ziel ist klar: „Wir machen die Seite nicht für die Leute hier – die können die Sprache, den Dialekt. Wir machen sie für die anderen“ (G. Schommers, persönliche Kommunikation, 22.05.2025).


Es gibt viele verschiedene Wörterbücher, welche durch die individuellen Sprachgewohnheiten einzelner Ortschaften entstanden sind. Sie wurden von mehreren Autor/-innen zusammengetragen.  Quelle: mir-schwaetze-platt.de/woerterbuecher.html, 18.06.2025

Aktualität ist ein bedeutender Punkt des Vereins. Das selbst gesetzte Ziel ist es, regelmäßige Updates zu liefern, um so interessant zu bleiben. Es besteht immer Offenheit, mit jüngeren Menschen in Interaktion zu treten, so auch mit der Unterseite: „Platt ist cool“. Hier werden Sätze und Wörter gesammelt, die eher von den Jüngeren benutzt werden und sich langsam in eine Mischform von Jugendsprache und Mundart entwickeln. Darunter befinden sich außergewöhnliche Kombinationen, mit Schlampestempelstecher meint man eine/n Tätowierer/-in und echt bombastische Noupse heißt so viel wie total verrückt.

Begrifflichkeiten unter der Kategorie „Platt ist cool“ 
Quelle: mir-schwaetze-platt.de, 17.06.2025

Die Seite will das festhalten, was sonst schnell verloren geht: das Gesprochene, das nur selten aufgeschrieben wird. Die Motivation des Vereins ist klar: Weitergeben von Tradition und das Bewahren dieser. Es geht darum, sich mit seinem Wohnort und Zuhause verbunden zu fühlen. Diese klaren Themen, welche zur Bildung des Vereins motiviert haben, beschreiben ebenso gut die Motivation, eine solche Internetseite anzulegen und über Jahre hinweg zu pflegen und weiterzuführen.

Die Seite dient bereits heute als Archiv. Neben Veranstaltungsberichten und Sammlungen der einzelnen Newsletter finden auch Geschichten oder Übersetzungen von Gedichten ihren Platz. Immer mit dem Ziel, die Sprache ein kleines Stück weiterzuleben, damit sie nicht verloren geht. Sprache ist Kultur, Dialekt ist ein Stück Heimat, das so versucht, am Leben zu bleiben.

Metadaten

Autor

Gerhard Schommers, Walter Becker


Jahr

2008 bis Heute


Technischen Voraussetzungen

Standardbrowser


Erscheinungsort

St. Aldegund


Archivierte-Version


Quellen

Interview mit Gerhard Schommers,
1. Vorsitzender des Vereins, am 22. Mai 2025